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Preisträgerin Johanna-Marie Hanisch

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Johanna-Marie Hanisch, Klasse 12, Gymnasium Carolinum Neustrelitz

Rede im Rahmen der Summerschool 2016 — Mensch und Natur


Du warst nicht taub, aber du hast nichts gehört.
Du warst nicht blind, aber du hast nichts gesehen.
Du warst nicht stumm, aber du hast nichts gesagt.
Du hast nicht mitgemacht, aber du tatst nichts dagegen.
Du warst nicht allein schuld, aber unschuldig warst du nicht. *


Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer,

unsere Erde hat Fieber. Oder wie können wir uns sonst erklären, dass das vergangene Jahr das wärmste seit der ersten Wetteraufzeichnung 1880 ist? Wir brechen traurige Rekorde von Jahr zu Jahr. Erstmals haben wir die weltweite Durchschnittstemperatur von 9,5°C erreicht, das sind ganze 2°C mehr als noch 1880.

Uns beschäftigt immer wieder dieses eine Thema: Der Klimawandel. Mit dem Begriff Klimawandel wurden allgemein Klimaschwankungen bezeichnet, wie es sie schon immer in der Erdgeschichte gegeben hat. Seit den 1980er Jahren ist jedoch ein Wandel zu verzeìchnen. Wodurch? Durch UNS. Denn der Begriff ,,Klimawandel” wird vor allem für die vom Menschen verursachte Erwärmung der Erde verwendet. Wir sind ein entscheidender Teil dieses Prozesses und wir haben einen erheblichen Anteil an seinen katastrophalen Folgen. Ich behaupte: Der Klimawandel ist die größte globale Herausforderung für uns alle. Und wir bekommen ihn zu spüren, immer und immer wieder, mit immer und immer stärkeren Auswirkungen: tödliche Hitzeperioden, versinkende Inselstaaten, Dürren, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Hungersnöte sind nur einige davon.

Damit sind nicht nur wir in Gefahr, sondern wir tragen die Verantwortung für uns und für die gesamten Generationen die unserer folgen. Wir könnten der Grund sein, wenn nicht sogar der Auslöser für weitreichende Klimafolgen. Es betrifft nicht nur uns, es betrifft alle, uns alle und alle anderen nach uns, unsere Kinder, die wir in gar nicht so langer Zeit haben werden, und Enkel.

Wenn ich von Zukunft spreche, meine ich UNSERE Zukunft, deine und meine, denn sie ist bedroht. Wir leben in einer Zeit, in der die Städte immer größer und die Grünflächen immer kleiner werden, in der wir der Auffassung sind, dass die Erde und die Umwelt Werkzeuge des Menschen sind. Was hat uns diese Gier gebracht? Was ist aus der Natur geworden? Aus der vielfältigen, unfassbaren und reichen Natur? All das zusammen lässt unseren Lebensraum langsam, aber sicher unbewohnbar werden.

Du warst nicht taub, aber du hast nichts gehört.
Du warst nicht blind, aber du hast nichts gesehen.
Du warst nicht stumm, aber du hast nichts gesagt.
Du hast nicht mitgemacht, aber du tatst nichts dagegen.
Du warst nicht allein schuld, aber unschuldig warst du nicht.

Du bist nicht taub, und deshalb kannst du hören. Du kannst hören, auf die Warnungen von Wissenschaftlern, Umweltschützern und Medizinern. Auch dich betreffen Hitzekollaps oder Herzinfarkt. Es sind deine Bronchien und Lungen. Deine Bronchien und Lungen werden durch Smog geschädigt. Deine Belastungs- und Leistungsfähigkeit lässt nach durch die hohen Temperaturen.

Die Natur braucht den Menschen nicht. Aber der Mensch braucht die Natur, wir brauchen die Natur.

Du bist nicht blind und deshalb: Schau dich um und beobachte, wie sich deine Umwelt verändert.

Nehmen wir das Jahr 2050, wir sind dann 52 Jahre alt.

Du kannst sehen, dass der Meeresspiegel jährlich steigt. Im Jahre 2050 ist dieser so hoch gestiegen, dass es die Inseln der Malediven nicht mehr gibt. Der Kilimandscharo, wie wir ihn jetzt noch kennen, wird in 35 Jahren schneefrei sein. Die Arktis ist nur noch im Winter vereist. Der Aralsee mit einer Fläche von 3.300 km2 ist inzwischen ausgetrocknet. Der Regenwald ist weitgehend abgeholzt. Das Great Barrier Riff ist ohne Leben. Alle Meere sind leer gefischt. 30% aller Amphibien sind ausgestorben. 23% der Säugetiere sind ausgestorben. 12% der Vögel sind ausgestorben. Endgültig. Und was Ist mit uns, den am meisten angepassten Lebewesen dieser Erde? Wir haben uns an diese Umgebung und den Komfort der Städte gewöhnt. Wenn es diesen Komfort jedoch nicht mehr gibt, werden wir gezwungen sein zu handeln. Weltweit gibt es etwa 200 Mio. Klimaflüchtlinge, die das bereits erfahren. Das heißt, jeder Zehnte Ist davon betroffen. Das wären in Deutschland mehr als 8 Millionen.
Du kannst reden und du hast eine Stimme. Deine Stimme zählt. Setze deine Stimme und deinen Verstand ein für das, was bewahrt werden soll. Damit wir retten, was noch zu retten Ist. Damit es nicht so weit kommt, dass wir in 35 Jahren sagen: Was fehlt, ist Schatten; was fehlt, sind Bäume; was fehlt sind Regen und fruchtbarer Boden. Was momentan bleibt, sind wir. Was dann noch bleibt,  sind wir und ... Einsamkeit. Und irgendwann Ist es nicht einmal mehr das. Glaubt ihr wirklich noch, dass wir diejenigen sind, die am Ende übrig bleiben?

Die Natur braucht den Menschen nicht. Aber der Mensch braucht die Natur.

Was wirklich fehlt, sind junge Leute, wie du! Denn du kannst etwas bewegen, auf dich kommt es an. ] etwas und machi mit! Es wird viel versprochen und wenig umgesetzt, doch jetzt Ist unsere Zeit. Fangen wir jetzt an und nicht morgen! Wir müssen uns doch gar nicht einschränken. Es Ist so leicht, SO leicht etwas zu verändern.Wir haben so viele Möglichkeiten. Und gerade jetzt zum Jahresende stelle ich dir die Frage: Was Ist aus deinen guten Vorsätzen für einen klimafreundlicheren Lebensstil geworden?
Es ist nicht schwer und tut nicht weh, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln. Damit kann ein Drei-Personen-Haushalt bis zu 1,9 Tonnen Kohlendioxid jährlich einsparen.
Es Ist nicht schwer und tut nicht weh, das Auto mal stehen zu lassen und mit dem Fahrrad, Bus oder der Bahn eine Wegstrecke zurückzulegen.
Es ist nicht schwer, den Fleischanteil in deiner Ernährung zu reduzieren und einen fleischfreien Tag einzuführen.
Es Ist nicht schwer, es tut dir sogar gut, biologisch erzeugte Nahrungsmittel aus unserer Region zu konsumieren. Schon mal was von Urban Gardening gehört? Auch in der Stadt wird es möglich, auf kleinem Raum Obst und Gemüse anzubauen. Ohne Transportwege. Deine eigene Möhre aus dem Beet vom Balkon direkt in deinen Mund. Ist das nicht öko? — logisch.
Es Ist nicht schwer und tut nicht weh, die Heizung herunterzudrehen.
Es ist nicht schwer und tut nicht weh, elektrische Geräte abzuschalten, die du gerade nicht benutzt. Licht aus, denn Stubenfliegen brauchen kein Licht.
Es Ist ebenso wenig schwer, alte Glühbirnen durch moderne LED-Lampen zu ersetzen. Diese verbrauchen 90 Prozent weniger Energie als herkömmliche Glühbirnen. Wird pro Haushalt nur eine einzige normale Glühbirne gegen eine Energiesparlampe ausgetauscht, so kann dafür innerhalb eines Jahres ein Kohlekraftwerk abgeschaltet werden.
Mit der Menge an Plastik, die jedes Jahr produziert wird, könnten wir unseren Planeten sechsmal umwickeln. Wir können, frei nach dem Motto: Bring Your Own auch dagegen etwas tun. Pack den guten alten Jutebeutel ein, denn es ist nicht schwer und tut nicht weh, Plastiktüten zu vermeiden. Außerdem ist es doch so, wenn wir ganz ehrlich sind: Sie halten viel länger und sind strapazierfähiger und Jutebeutel sind sowieso viel schicker als eine Plastiktüte und so vielfältig durch verschiedenste Modelle.

Und wenn du auf den letzten Drücker dann doch noch deine guten Vorsätze erfüllen willst: entscheide dich zu Weihnachten für ein EinZiegartiges Geschenk. Unverpackt, umweltfreundlich, überlebenswichtig und nachhaltig. Hinter einer dummen Ziege steckt ein kluges Konzept: es Ist die Verbindung zwischen Menschen und Natur, ganz ohne Emissionen, Verschmutzung und Erderwärmung. Durch OxfamUnverpackt hast du die Möglichkeit, einer mittellosen Familie in Afrika eine Ziege zu schenken, so dass vor Ort Lebensmittel umweltfreundlich produziert werden können. Dein Handeln zieht weite Kreise.

Es sind die kleinen, unscheinbaren Dinge, die eine so große Wirkung haben! Also: Nehmen wir die Herausforderung an, um uns nicht schuldig zu machen. Denn noch haben wir die Wahl!

Dein Beitrag zählt! Wie verantwortungsbewusst und gewissenhaft wir hier in Deutschland mit der Umwelt, unserem und anderem Leben umgehen, bestimmt auch die Zukunft der Menschen anderswo und unsere gemeinsame Zukunft. Wir leben in einer Welt. Und es gibt keine zweite. In unseren Händen liegt die gemeinsame Verantwortung für diese eine Welt. Last uns dieser Verantwortung gerecht werden.
„Die Natur braucht den Menschen nicht. Aber der Mensch braucht die Natur.”

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.