Herr Bürgermeister, liebe Sprachpreisteilnehmerinnen und Sprachpreisteilnehmer, liebe Eltern, liebe Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter, werte Gäste,
"Ich kann Ihnen aber versichern, werter Herr Dragoner, dass wir nie wirklich sterben werden. Unsere Erfahrungen, unsere Lebensweise, unsere Religion und vieles mehr werden in den Herzen unserer Nachkommen weiterleben und niemals tot sein." So schreibt Marvin Wils in seinem Brief an Herrn Dragoner, der in Marvins Klasse über das Thema "Leben" gesprochen und diskutiert hat. Ja, Du hast recht Marvin und ich möchte hinzufügen: unsere Sprache - und auch die zur Sprache geforscht und an Sprache gearbeitet haben - werden weiterleben. Auch deshalb gibt es diesen Preis, der ganz im Sinne von Daniel Sanders zeigen soll, wie eng und genau Sprache, Wortwahl und Ausdruck mit dem Inhalt harmonieren müssen. Genau da beginnt die Krux für die Jury, denn wir geben uns immer wieder Mühe so zu handeln, wie es Antonia in ihrem Text fordert, nämlich sich kein Bild zu machen. Einfacher wird es dadurch für uns nicht. Was sollen wir tun, wenn statt "klein " im Text "kein " steht oder wenn Satzzeichen vernachlässigt werden, ja sogar grammatische Fehler da sind, die nicht als eingeschlichen gelten können, weil sie sich wiederholen.
Wir geben uns einen Ruck und sind uns fast immer einig, nicht zu streng und regelkonform zu sein, obwohl es weh tut.
Wir erfahren aus Euren Texten Spaß am Schreiben und Erzählen, wir erfahren kluge und weniger kluge Gedanken, die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen und allgemeinen Lebensfragen. Auch die Verwendung verschiedener Formen, wie Interview, Essay, Leserbrief und offener Brief, erfahren wir.
Wir merken aber auch, dass Euch manchmal ein Ratgeber fehlt, der Euch sagt: Fasse Dich kürzer, bitte schwafele nicht herum, habe Mut zum Weglassen oder ganz wichtig: Lies und überarbeite den Text fünf Mal, zehn Mal, hole Dir Rat und lass Freunde lesen und beratend tätig sein. Auch große Schriftsteller tun dies.
Daniel Sanders´ Erwartung war sehr hoch, die Zeit war aber auch ein andere. Ohne hektische Medien konnte man ungehindert zu Werke gehen. Harmonie zwischen Inhalt und Ausdruck gibt es nur, wenn der Zweck des Schreibens erkannt und konsequent verfolgt wird.
" Wie schreib ich einen guten Stil, so fragt den Meister der Geselle. Kein Wort zu wenig keins zu viel und jedes an der rechten Stelle. "
So hat es Sanders auf den Punkt gebracht und immer daran gedacht: Gelingt es dem Schreiber Ausschweifungen und Wiederholungen zu vermeiden? Diese führen nur dazu, dass der Ministerpräsident den Brief nicht liest, das Interview nicht gelingt, der engagierte Leserbrief keine Meinung enthält und zu viele „sollte - könnte – müsste“.
Die Jury hat entschieden, in diesem Jahr nur einen Preis zu vergeben. Ein Trostpflaster in Form einer Anerkennung mit Gutschein gibt es auch noch.
Denen, die heute nicht unter den Ausgezeichneten sind, sage ich: Seid nicht traurig, verliert nicht die Freude am Schreiben und fabulieren. Ihr habt alle gute Ansätze und viel Problembewusstsein. Wir danken Euch für die eingereichten Arbeiten und geben Euch und allen, die Ihr kennt, Mut mit, am Sprachpreis teilzunehmen, schließlich wollen wir die Preisgelder auch nicht anlegen in so zinsarmen Zeiten! Den Gutschein erhält Marvin Wils vom Gymnasium Carolinum und den DANIEL-SANDERS -SPRACHPREIS 2015 gewinnt Antonia Krappe von der Regionalen Schule „Jawaharlal Nehru“. Herzlichen Glückwunsch!