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Fördernde Anerkennung für Philipp Krtschil

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Philipp Krtschil, Klasse 11, Gymnasium Carolinum Neustrelitz

Die Liebe - Ein Nachruf?

„Und wie ein Blatt vom Baume fällt, so gingst du leise aus der Welt." Die Welt ist trostlos, seitdem die Liebe von uns gegangen ist. Sie ging, weil sie genug hatte. Sie ging, weil sie sich nicht mehr integrieren konnte. Sie hatte schlichtweg keine Lust mehr. Der Liebe war der Geduldsfaden gerissen. Sie ging und ward bisher nicht mehr gesehen.

Die liebe war für die Menschen da, doch sie litt unter Bedeutungsverlust. Die
Menschen, die sie eigentlich bewohnen sollte, wollten sie nicht mehr. Sie drängten die Liebe aus ihren Herzen. Gnadenlos. Die Menschen vertrauten mehr den Mitteln der Gewalt, als der Sprache der Liebe: Sie führten Kriege, bis heute. Sie sperrten Andersdenkende in Gefängnisse, bis heute. Sie jagten die Liebe davon, weil sie dem Profit im Wege stand. "Liebe? Kostet bloß Geld!" Die Liebe war augenscheinlich nicht mehr nötig. Man meinte, dass die Liebe heutzutage genauso wenig zeitgemäß ist, wie die Angst vor der Dunkelheit. Sie störte.

Die Liebe verbannte man auch aus dem Privatleben. Die Heirat als Ausdruck der liebe geriet in Vergessenheit. Als die Standesämter immer leerer wurden, schaffte man sie einfach ab. Die Vorteile der Wegrationalisierung lagen auf der Hand: Man hatte nun ein Arbeitsplatz pro Gemeinde weniger zu bezahlen und man brauchte das Standesamt nicht länger heizen. Ach so, der Spielekonzern, der in dem Haus eine Filiale eröffnete, spülte auch ein wenig Geld in die
klammen Kassen.

Doch die Kirchen haben Zulauf. Das neu eingerichtete Sakrament "Wedding goes Celebration“ erfreut sich größter Beliebtheit. Die Heirat an sich wird eingespart, das einzige was bleibt, ist eine Riesenparty. Doch diese macht Spaß und bringt gute Laune ins Leben. Nur das zählt. Die Liebe konnte im Kampf gegen das Oberflächliche nicht bestehen. Die Liebe bedarf gewisser Investitionen der Menschen. Die Liebe war und ist nicht zum Nulltarif zu haben. Doch wäre es ein
ungeheurer Gewinn für die Menschheit, wenn die Liebe noch unter ihr weilte.

Doch nicht alle wollen tatenlos zusehen, dass die Liebe in unserer Gesellschaft nicht mehr gefragt ist. Sie sind bestrebt, die Liebe wieder zurückzuholen. Manche Menschen veröffentlichen Zeitungsartikel, in denen sie den menschlichen Hang zur liebe feiern und die Liebe glorifizieren. Dies kommt einem offenen Brief an die Liebe gleich, gespickt mit der flehentlichen Bitte: „Oh komm
zurück, wir brauchen dich so!" Sie erzählen, dass der Mensch nicht von Grund auf Böse ist, sondern auch liebende Züge hat. Sie erwähnen, warum der Verlust der Liebe an unsere Existenz geht. Sie geben eine Ahnung, warum es hilfreich ist zu lieben. Denn die Liebe befähigt, mit den Menschen zu fühlen. Sie befähigt, Gutes zu tun. Die Liebe lässt zu, sich so anzunehmen, wie man ist. Wenn man
geliebt wird, ist man für die andere Person ein wertvoller Mensch. Die Liebe ist essentiell für unser Leben. Die Liebe schafft eine Atmosphäre des Wohlwollens, der Zufriedenheit. In den Strahlen der Liebe können wir uns sonnen. Die Liebe bereitet den Weg für eine bessere Welt: Eine Welt, in der die Liebe in die Herzen der Menschen zurück gefunden hat.

Die Liebe hat es sich nicht einfach gemacht, von den Menschen zu gehen. Viel lieber wäre sie geblieben und hätte Versöhnung und Frieden gestiftet. Aber vielleicht merkt die Liebe, dass die Menschen es sich eines Tages anders überlegt haben, dass sie sie vermissen oder sich gar nach ihr sehnen. Dann kann sich die Liebe erneut in den Herzen der Menschen regen und ihre Welt wieder
lebenswert gestalten.