Ja, das Adjektiv "liebe" gilt für alle, auch wenn es im täglichen Leben nicht immer so erschien. Natürlich waren wir wenig begeistert, wenn unsere Eltern sagten: "Räum dein Zimmer auf", "Benimm dich anständig.", "Mach deine Hausaufgaben." u.s.w., u.s.w. Aber mal ehrlich, hätten wir ohne diese ermunternden Worte alle das Ziel der 9. bzw. 10. Klasse erreicht?! Der Tisch, unter den wir bisher selbstverständlich unsere Füße gesteckt haben, steht nun für einige von uns weiter weg. Cindy z.B. beginnt in Hamburg eine Lehre als Kauffrau im Einzelhandel. Also liebe Eltern, vor allem liebe Muttis, versteht diese Worte und die Blumen als ein Dankeschön. Und die "lieben" Lehrer? Selbstverständlich hörten wir von ihnen ähnliche Ermahnungen mit gleichem Erfolg. Als wir in die Schule durften, haben wir Frau Ballach, Wöldigke, Odebrecht, Mannel, Reiche und Meinke wirklich geliebt und ihre Worte waren Gesetz. Dann begannen unsere"Wechseljahre". Manche Lehrer wurden wir nicht los, z.B. Frau Wöldigke und Frau Schulz. Zur Abwechslung kamen die Klassenlehrerinnen Frau Wiesjahn und Frau Gillwald sowie die Fachlehrer dazu. Sie plagten sich mit unserer anwachsenden Gleichgültigkeit, ja, sie wollten uns öfter aufgeben, aber dann hätten wir wenigstens unsere Ruhe gehabt. Und beide Seiten merkten manchmal gar nicht, dass sie schon gewonnen hatten. Wieso hätte Claudia sonst neben Heines Liebesgedicht als Kurzinterpretation gene B. I love you" geschrieben? Und dazu auch noch ihr Fremdsprachenwissen angewandt! Besondere Fähigkeiten in AWT entwickelten einige Jungen der 9a, als sie auf der Klassenfahrt den Bus putzten und in Busfahrerkreisen für die Meinung sorgten: "Holzendorfer Schüler sind fleißig."
Nach der 4.Klasse war für mich und die anderen Schönhausener der Wechsel an die Holzendorfer Schule eine Zumutung. Die Wende zeichnete sich deutlich ab, als Herr Ackermann höchstpersönlich einen Projekttag in Schönhausen leitete und zum Frühstück wie wir alle Hunger hatte und von mir eine Stulle mit "selbstgelegten" Eiern annahm. Plötzlich war er mir so sympathisch wie meine Schönhausener Lehrer. Ähnliche Schlüsselerlebnisse hatten wir mit vielen Lehrern. Deshalb sind wir zwar einerseits heute froh über die "Entlassung", kommen aber zu Besuch bestimmt gern zurück. Wir sagen das Dankeschön also nicht durch die Blume, sondern mit der Blume. L iebt man seine Mitschüler? Einige auf jeden Fall. Und die anderen? Ich glaube, in der neuen Umgebung werden uns auch die fehlen.
Wir werden uns in der nächsten Zeit sicher äußerund innerlich verändern und es wird uns vielleicht so gehen wie der 9a, die zu einer Radtour in ein Gewitter kam und sich wegen der Nässe und Schlammspritzer kaum selbst erkannte. Bei Frau Stüwe und Herrn Ciesielski erübrigt sich jede Frage, ohne sie wären Schüler und Lehrer ein Nichts. Viel reden und zuhören macht hungrig und durstig, deshalb wird in wenigen Minuten das Buffett mit einem Tischfeuerwerk eröffnet und ich lade alle, die möchten, in "Liebe" zum fröhlichen Teil des Abends ein.